25 DE Mentoring als Praxis
©Marcel Rickli
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Mentoring als Praxis
Mentoring ist ein Lehr- und Lehrgefäss, das an Kunsthochschulen häufig praktiziert wird. Studierende treffen sich als Mentee mit einer Mentor*in, die Projektentwicklungen begleitet. Dabei ist die genaue Arbeitsweise oftmals Mentee und Mentor*in überlassen. Kann eine punktuelle Formalisierung von Mentoring-Sessions Gestaltungsspielraum öffnen?
Der Zettel-Spuck-Mechanismus initiiert einen Austausch zwischen verschiedenen Mentee- Mentor*in-Konstellationen und lädt dazu ein, gemeinsam Mentoring als Praxis zu vollziehen. Der Spuckmechanismus bietet eine punktuelle Formalisierung von Mentoring-Sessions, indem er Fragen/Aussagen/Methoden/Gesten zirkulieren lässt und Mentee/Mentor*in während Mentoring-Sessions zuspielt: Mentee/Mentor*in sind eingeladen, sich die Zettel anzueignen oder in einer Distanzierung davon, ihr eigenes Mentoringverständnis zu schärfen/kommunizieren. Eine Feedingstation lädt Mentees und Mentor*innen ein, den Mechanismus mit Aussagen/Fragen/Gesten/Methoden zu füttern und damit kommende Mentoring-Sessions zu informieren.
Der Spuckmechanismus wird während Mentoring-Sessions zwischen Mentee und Mentor*in positioniert und agiert gewissermaßen als Gestaltungsimperativ und lädt dazu ein, als Mentee und Mentor*in darauf zu reflektieren, ob eine momentane Formierung des Gesprächs der jeweils gewünschten funktionalen Bestimmung des Mentorats dient. Das Objekt versucht zwischen verschiedenen Vorverständnissen von Mentoring, die Mentee und Mentor*in mitbringen, zu vermitteln. Indem ich mich als Mentee oder Mentor*in physisch zu den Zetteln verhalte, die mich adressieren (indem ich sie ignoriere, integriere oder beiseite lege), wird für mein Gegenüber mein Vorverständnis des Mentoring, das sich in einer Aneignung der Zettel oder in einer Abgrenzung dazu artikuliert, diskutierbar.
Dabei kann das Objekt die Funktion einer Kompliz*in (mein Mentoring-Verständnis formt sich in einer Aneignung von oder der Abgrenzung zu den Zetteln; das Mentoring–Verständnis meines Gegenübers artikuliert sich ebenfalls über seinen*ihren Umgang mit den Zetteln und wird damit diskutierbar), eines Störfaktors (im Fall von eingespielten Rollenverteilungen im Mentorat) oder einer Zeug*in (beiseite gelegte Zettel hinterlassen Spurenüber Entscheidungen im Gesprächsverlauf; das Mentoring-Gespräch kann weitere Mentoring-Gespräche informieren, indem Mentee oder Mentor*in sich im Anschluss entscheiden, an der Feedingstation Zettel einzuspeisen) einnehmen.
Konzept Objekt: Nora Sobbe
Realisierung Objekt: Johannes Reck | Marcel Rickli